Historisches Neu-Helgoland

Historisches Neu-Helgoland

Um 1880 entstand die Idee, eine Fischerhütte am Ausgang des großen und kleinen Müggelsees zu errichten. Hier konnten Fischer, Ruderer und Wanderer kurz einkehren, um sich mit einem Getränk oder einer Suppe zu stärken. Der Zuspruch wurde nach und nach immer größer, sodass sich der damalige Besitzer Wilhelm Linsner 1900 entschloss, eine Ausflugsgaststätte im Fachwerkstil zu bauen. (Eine Kopie der Baugenehmigung finden Sie neben der Rezeption in der Veranda.) Das Fachwerkhaus, an dessen Standort noch heute das Stammgebäude steht, wurde an W. Erdmann verkauft. Circa 1920 umfasste die Restauration dann mehrere Säle, eine Kegelbahn und Schießbuden, sowie vier Landebrücken für Fahrgastschiffe, sogenannte Dampfer. Über Umwege kaufte Wilhelm Fröhlich, Pächter der damaligen ersten Genossenschaftsbrauerei Friedrichshagen, Neu-Helgoland. Er überschrieb es seiner Tochter Frieda Tabbert, geb. Fröhlich, und ihrem Mann Ernst Tabbert. Somit gelangte es in den heutigen Familienbesitz.

Bis 1939 entfaltete Neu-Helgoland seine volle Blüte, mit 4000 Außenplätzen und noch einmal bis zu 4000 Innenplätzen (Gaststättenbereich und Säle). In Spitzenzeiten schafften es bis zu 35 Kellner und viele Küchenhelfer in der Mittags– und Kaffeezeit, etwa 2000 hungrige Mäuler zu stopfen, die allein von der Wasserseite kamen.

Während der Naziherrschaft von 1939 -1945 gab es nur einen Gastraum für die Öffentlichkeit, da der Rest des Restaurants vom Reichsarbeitsdienst als Organisationsbüro besetzt wurde.

Mit dem Kriegsende sah sich Neu-Helgoland mit der Verwüstung durch die Sowjetarmee konfrontiert, deshalb blieb die Gaststätte bis 1947 geschlossen. Mühsam baute man mit der Familie und den Freunden Neu-Helgoland abermals auf. Mit bescheidenen Mitteln konnten daraufhin Gäste wieder bewirtet werden. In dieser Zeit gab es auch das legendäre „ Hier können Familien Kaffee kochen “, wo die Gäste für einen geringen Obolus Geschirr und heißes Wasser für den selbst mitgebrachten Kaffee bekamen.

Ab 1959 pachtete der älteste Sohn Heinz Tabbert mit seiner Frau Charlotte Neu-Helgoland und wurde gezwungenermaßen Kommissionsmitglied der HO (Handelsorganisation in der damaligen DDR). Lebensmittel waren knapp, doch als Kommissionär der HO wurde man mehr oder weniger befriedigend beliefert. So konnte Neu-Helgoland im Privatbesitz der Familie bleiben und ihre Existenz sichern. (Scherzhaft „LPG – Letzte Private Gaststätte“ genannt)

In dieser Zeit entwickelte sich Neu-Helgoland wieder zu einer der beliebtesten Ausflugsgaststätten im Osten Berlins, allerdings konnten nur noch bis zu 400 Gäste bewirtet werden.

Auch Dagmar Tabbert und ihr Mann Stefan Marggraf pachteten zunächst 1986 Neu-Helgoland und kauften es 1991 nach dem Renteneintritt von Heinz Tabbert. Seit 1995 wird Frau Tabbert auch als Inhaberin benannt. Unter ihrer Regie wurde das Restaurant von einer Saisongaststätte zu einer ganzjährig bewirtschafteten Gaststätte erweitert.

Seit dieser Zeit ist Neu-Helgoland ein bekannter Ort für kulturelle Veranstaltungen in dieser Region geworden. Tanzveranstaltungen, Konzerte – besonders die der ehemaligen DDR-Künstler-Lesungen und Theaterabende werden sehr gerne angenommen.

In der Nacht vom 01.01.2002 zum 02.01.2002 brannte das Lokal bis auf die Grundmauern ab. Dennoch konnten dank der vielen helfenden Hände, Spenden und Benefizkonzerte unserer Künstler am 30.08.2002 das Richtfest und am 31.12.2002 die Wiedereröffnung gefeiert werden. Mit der Inbetriebnahme des neu errichtete Neu-Helgolands als Hotel und Restaurant konnte man nun nicht mehr nur zum Speisen oder für eines unserer vielen Konzerte vorbeikommen, sondern auch wieder im Haus übernachten. Seitdem wird Neu-Helgoland im Trio von Dagmar Tabbert und ihren Kindern, Stefanie und Niklas Marggraf, dirigiert.

Am 18.07.2017 brannte es erneut und ein Großteil des Dachstuhls fiel den Flammen und einem verregneten Sommer zum Opfer. Unsere Freunde, treuen Gäste und Künstler ließen uns auch diesmal nicht allein. Wieder war das Ingenieurbüro Zwingenberger, wie auch schon 2002, schnell zur Stelle. Durch zahlreiche Spenden, Benefizveranstaltungen und die Hilfe vieler ortsansässiger Handwerker konnte im Dezember wieder geöffnet werden.

Wir hoffen sehr, dass auch die 6. Generation in Neu-Helgoland einmal diese Tradition aufrecht erhalten darf.

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